Im 1. Thessalonicherbrief des Apostels Paulus steht die diesjährige Jahreslosung: „Prüft alles und behaltet das Gute!“. Prüft, was ihr denkt und sagt; was ihr tut oder manchmal auch lieber unterlasst; wie ihr euch verhaltet; wie ihr miteinander umgeht; mit eurem Ehepartner, eurem Freund oder der Freundin, mit den Nachbarn, mit den Menschen, mit denen wir nicht so gut auskommen.
Prüft auch euren Glauben, eure Beziehung zu Gott, euer Verhältnis zu Jesus. Wie steht es damit? Vertraut und liebt ihr Gott vor und über allem? Oder wie es Martin Luther in der Erklärung zum 1. Gebot geschrieben hat: “Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen.“
Seid ihr, sind wir da „im grünen Bereich“? Oder wie ist es mit dem Aberglauben? Was halten wir davon? Von schwarzen Katzen; vom Freitag dem 13.; von Sternbildern und Horoskopen? Was ist bei alledem das Gute?
Dazu steht im Buch des Propheten Micha Kap. 6 V.4 „Er hat dir gesagt, Mensch, was gut ist und was oder Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott“. – „Gottes Wort halten“ – wie sieht es damit bei uns aus?
Mit dem Halten der Gebote zum Beispiel? Oder Gottes Wort in der persönlichen Andacht mit Bibel und Gebet, den Herrnhuter Losungen oder Gottes Wort im Gottesdienst, auf Rüstzeiten usw. „Behaltet das Gute!“
Der Prophet Micha erwähnt dazu auch das Demütig-Sein vor Gott. Also neben der Liebe zu Gott auch Achtung und Ehrfurcht ihm gegenüber; und Respekt vor ihm, dem Allmächtigen. Dabei sollten wir auch nicht vergessen, dass er der letzte Richter ist, vor dem wir uns alle einmal verantworten müssen. „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe über und demütig sein vor deinem Gott.“ Und dann: “Liebe üben“. Dazu hat Jesus im „Doppelgebot der Liebe“ gesagt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Lukas 10,17)
Dazu eine kleine Geschichte: Ein junger König bat die Weisen seines Landes, alles Wichtige über das Leben aufzuschreiben. Sie machten sich fleißig an die Arbeit und legten nach vierzig Jahren ihre Studien in tausend Bänden vor. Der König war inzwischen sechzig Jahre alt. Er bat die Gelehrten, weil er die tausend Bücher nicht mehr lesen könne, das Wichtigste herauszuschreiben. Nach zehn Jahren hatten die Weisen ihre Einsichten in das Leben in hundert Bänden zusammengefasst. Der König sagte:“ Das ist noch zu viel. Mit siebzig Jahren kann ich nicht mehr hundert Bücher studieren. Schreibt nur das Allerwichtigste!“ Die Gelehrten gingen wieder an die Arbeit und brachten das Allerwichtigste in einem einzigen Buch zusammen. Damit gingen sie zum König. Aber der lag schon im Sterben und wollte von den Gelehrten noch das Wichtigste aus ihrer Arbeit erfahren.
So fassten sie das Wichtigste in einem einzigen Satz zusammen und der lautete: „Die Menschen leben, leiden und sterben. Und das wichtigste ist und überlebt, das ist die Liebe, die empfangen und geschenkt wird.“
“Prüft alles und behaltet das Gute!“ Und das Gute, ja sogar das Beste ist die Liebe. „die empfangen und geschenkt wird.“ Und daran, an diesem Maßstab, sollen und wollen wir unseren Glauben und unser Leben, unser Denken und Reden, unser Tun und Lassen immer wieder prüfen und messen. Manche kennen vielleicht diesen Sinnspruch, der sich auch gut als Merkvers eignet:
Das will ich mir schreiben in Herz und Sinn:
Daß ich nicht für mich auf Erden bin,
daß ich die Liebe, von der ich leb‘,
liebend an andere weitergeb‘.
Wir können den Vers auswendig lernen und immer wieder aufsagen.
Pfarrer i.R. Karl Walther